Poetic Jazz/Mad Pop
Isabelle Ritter – voc/loop/comp; Jeremias Keller – electric bass

ELisa DAY in Heubach. Und Little Wings. Aber der Reihe nach: Drei Jahre lang stand Isabelle Ritters Band ELisa DAY ganz weit oben auf unserer Wunschliste. In diesem Projekt erschafft die Berner Sängerin mit ihrer charakteristischen Stimme und ausgefeilter Instrumentierung wahre Preziosen aus Poesie und Musik. Als Ausgangspunkt verwendet sie gerne witzig-skurrile Kurzgeschichten aus der Feder von Christian Morgenstern, Ernst Jandl oder anderen Großmeistern des ungewöhnlichen Wortgebrauchs, hinzu kommen Texte, die sie selber schreibt. Bei uns war sie nun mit dem Top-Bassisten Jeremias Keller, mit dem sie eigentlich ein ganz anders Duo hat: „Little Wings“ heißt es und dort interpretieren die beiden Stücke von den Rolling Stones, The Doors, The Beatles, Bob Dylan und Mani Matter. In Heubach haben Isabelle und Jeremias nun diese beiden Welten mit großem Können verschmolzen.

Highlights? Viele. Sehr viele. Zum Beispiel Jandls berühmtes Monovokalgedicht „Ottos Mops“, in dem tatsächlich der Buchstabe „o“ als einziger Vokal vorkommt. Bei diesem waghalsigen Stück sitzt Isabelle ganz alleine auf der Bühne, vor ihren Füßen ihre Loop-Station. Damit spiegelt und schichtet sie raffiniert ihre Stimme und es entsteht ein mehrstimmiges Klangkunstwerk, das man so schnell nicht wieder aus dem Ohr bekommt. Die skurrile Geschichte um den kotzenden Mops und den entsetzten Otto bleibt nicht das einzige Meisterstück des Abends: Rilkes „Der Panther“ sorgt für sehr seelenvolle Momente und „Der Werwolf“ (Morgenstern) ist ein besonders schönes Beispiel für Isabelles Talent zur adäquaten Vertonung solcher poetischen Purzelbäume.

Und dann kommt der Moment, wo sie entwaffnend direkt über einen Schicksalsschlag in ihrem Leben erzählt, aus dem der berührende Song „Atme und zähle bis zehn“ entstanden ist. Hier ist Jeremias Keller mit seinem so kreativen wie subtilen Bassspiel wieder an ihrer Seite, und man ist als Zuhörer froh, dass Isabelle dieses allen im Raum nahegehende Stück nicht alleine stemmen muss.

Überhaupt merkt man den beiden an, dass sie schon viele Jahre zusammenspielen und einander blind vertrauen. Immer wieder wechseln sie auf die „Little Wings“-Seite ihres Duos und spielen Stücke des Schweizer Liedermacher-Urgesteins Mani Matter. Weil bei dem stellenweise irrwitzigen Tempo auch ans Schweizerdeutsch gewohnte Südschwarzwälder Ohren überfordert sind, liest Isabelle die Texte vor den Stücken auf Hochdeutsch vor. Wäre ja auch zu schade, wenn die schönen Geschichten unverstanden blieben.

Drei lange Jahre gab es keinen einzigen ELisa DAY Auftritt. Umso schöner war das Revival und die befreiende Erkenntnis, dass diesem unvergleichlichen Projekt die Sympathien des Publikums nur so zufliegen. Wie schön, dass ihr bei uns wart!

Die schönen Bilder stammen von Dieter Schäuble. Anklicken, dann wird’s groß.

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